Hilfe und Dokumentation zu WdK-Explorer

Diagramm für Aktuelle Auwahl statistik

1. Schicksale unseres Volkes, zusammenfassende Darstellung der staatlichen Zustände unseres Volkes - S. 61

1904 - Cöthen : Schulze
— 61 — nls ein Werk der Eitelkeit bezeichnet, doch habe sein Großvater seinen Nachkommen sagen wollen: ich habe euch einen Titel erworben, zeigt euch dessen würdig! Ich habe den Grund zu eurer Größe gelegt, an euch ist's, das Werk zu vollenden! Friedrich Iii. war auch ein Förderer von Kunst und Wissenschaft. Die Universität Halle wurde 1694, die Akademie der Wissenschaften in Berlin 1700 gestiftet; um die Gründung der letzteren hat sich des Kurfürsten geistreiche, mit Leibniz befreundete Gemahlin Sophie Charlotte von Hannover besonders verdient gemacht. Damals entstand auch das Zeughaus in Berlin, von Schlüter erbaut, der auch das Denkmal des großen Kurfürsten in Berlin schuf. In Sachen der Rechtspflege ist von Wichtigkeit, daß Friedrich Iii. für alle feine Territorien das Privilegium de non appellando erwart)1); für das Gebiet der Staatsverwaltung ist die Errichtung der Hofkammer ^) und die „Instruktion für die Kriegs- und Steuer-Kommissarien" 3) von Bedeutung. Die glanzvolle Regierung Friedrichs Iii. kostete viel Geld. So lange Danckelmann der oberste Berater des Kurfürsten war, befanden sich die Staatßfinanzen noch in Ordnung, doch Danckelmann wurde (1697) gestürzt. Unter seinem Nachfolger, dem gewissenlosen Kolbe von Wartenberg, ging es mit den Finanzen rapide bergab. Auf Veranlassung des Kronprinzen wurde dem Unwesen schließlich ein Ende gemacht; Wartenberg wurde 1711 entlassen. Es war von Segen für den brandenburgisch-preußischen Staat, daß der Sohn Friedrichs Iii. ein ganz anderer Charakter als der Vater war. — Friedrich Wilhelm I. von Preußen war ein Finanzgenie und ein Muster der Sparsamkeit. Er verstand es, die Einnahmen^"^^^ des Staates ganz außerordentlich zu steigern. Namentlich die Domänen, die auf eine bestimmte Zeit verpachtet wurden, brachten reiche Erträge; die königlichen Domänen wurden zu fiskalischen gemacht; viele neue Güter wurden angekaust. Die Kontribution wurde besser geregelt, die Accise überall eingeführt und fchais 1) Vgl. Sz. 114 c. 2) Vgl. Sz. 179a und b. 3) Vgl. Sz. 180.

2. Schicksale unseres Volkes, zusammenfassende Darstellung der staatlichen Zustände unseres Volkes - S. 66

1904 - Cöthen : Schulze
— 66 — und Frankreichs. Doch es kam alles darauf an, ob auch nach dem Tode des Kaisers die Sanktion Anerkennung finden würde. — "Vierter Abschnitt: Die geit Irieörichs Ii. un6 Josephs Ii. l^rettgen mirö Hrroßmcrcht. 1740—1786 (1790). Im Jahre 1740 starb Friedrich Wilhelm I. von Preußen, und Ncgierüngs-sein großer Sohn Friedrich Ii. bestieg den Thron; in demselben antritt. Jahre schied Kaiser Karl Vi. aus dem Leben. Friedrich Ii. hatte eine trübe Jugend verlebt (geb. 1712). Seine Mutter war die Tochter Georgs I. von England, Sophie Dorothee, eine Frau von Geist und Bildung. Sein Vater wollte vor allem einen Soldaten aus ihm machen und haßte die Neigung des Kronprinzen zur Musik und Literatur. Friedrichs Lehrer Duhan, ein Franzose, hatte ihm das Herz für die französische Sprache und für die Erzeugnisse der französischen Literatur erschlossen. Der Unterricht in der Religion konnte das Gemüt des jungen Prinzen nicht erwärmen. Der Vater überhäufte den Sohn oft genug mit Vorwürfen. Eine Reise an den sittenlosen Hof von Dresden war für Friedrich gefährlich geworden, sein Vater war darauf nur noch strenger gegen ihn. Schließlich faßte der Jüngling (1730) den Entschluß, nach England zu entfliehen; auf einer Reise, welche Vater und Sohn an den Rhein machten, sollte der Plan ausgeführt werden. Doch die Sache wurde entdeckt, Friedrich als Gefangener nach Wesel geführt und nach Küstrin gebracht. Sein Freund v. Katte, der den Fluchtversuch unterstützt hatte, wurde vor seinen Augen hingerichtet. Er selbst mußte fleißig auf der Kriegs- und Domänenkammer in Küstrin arbeiten und gewann allmählich durch Nachgiebigkeit des Vaters Vergebung. Dem Vater zuliebe vermählte er sich mit einer Prinzessin von Braun-

3. Quellensätze zu den staatlichen Zuständen - S. 345

1904 - Cöthen : Schulze
— 345 — 140 a. (Aus Luthers Tischreden:) Doct. M. Luther lobte den Fleiß des Kurfürsten zu Sachsen (Johann Friedrich), „der geneigt, willig und bereit wär, die Studia und guten Künste zu f ödem; brümb ist er auch herkommen, zu reformiren die Universität und Professores, auf daß sie mit mehrer Anzahl und größerm Fleiß ihre Sectiones mögen verrichten" . . . Ebenda, Bd. 61, S. 395. 140b. (Ebenfalls aus Luthers Tischreden:) „Wir", sprach D. M. Luther, „haben Gott Lob, Universitäten, die Gottes Wort angenommen haben; so sind auch viel seiner Particularschulen, die sich wohl anlassen, als Zwickau, Torgau, Wittenberg, Gotha, Eisenach, Deventer rc., sind feine Particularschulen, schier gleich den Universitäten. Schulen, die da wachsen und zunehmen, sind Früchte des Worts, und Sämlin der Kirchen ..." Ebenda, Bd. 62, S. 289. 141. (1543. 21. Mai.) Montags nach Trinitatis, wurde ein, ufs Hertzog Moritzens Befehl, in Druck gefertigtes Patent publiciret, und darinnen männiglich kund gethan, daß in selbigen Landen drey Fürsten-Schulen, zu Meissen, Psordte, und Merseburg (welche letztere nachmahls gen Grimm verlegt) gestifftet worden; und in jedweder eine gewisse Anzahl Knaben, als, bey der Ersten, 60; bey der andern, 100; und bey der letztem, 70 Knaben, jedoch, daß keiner unter 11, und keiner über 15 Jahr seines Alters, sowohl Adel- als Bürgerlichen Standes, mit Kost, Lager und geschickten Lehrern, und zwar jedweder Schüler uff 6 Jahr lang, unterhalten werden solle. Yitr. illustr. Tom Iii, S. 227. 142. (1666 wurde die 1572 in Anhalt eingeführte Policey-und Landes-Ordnung erweitert. Im Titel Iii heißt es daselbst in Übereinstimmung mit der Ordnung von 1572 von den Schulen:) Dieweil auch die Schulen nicht das geringste Kleinod im Lande seyn, darinnen die unschuldige Jugend in Gottesfurcht erzogen, auch in guten Künsten unterwiesen und gelehrt wird, .... So ordnen und wollen wir, daß die Superintendenten, Inspektors und Pastoren, neben eines jeden Orts Obrigkeit, sich derselben mit allem Fleiß und Ernst annehmen, und Jährliche Jnspection halten sollen . . . Wir befehlen hiermit ferner allen unfern Beamten und Räthen in den Städten, daß sie mit Fleiß daran seyn, damit

4. Quellensätze zu den staatlichen Zuständen - S. 265

1904 - Cöthen : Schulze
— 265 — hat, sollen dem Fiskus anheimfallen. Denn wenn es wahr ist, was Machiavelli geschrieben, daß es in einzelnen Staaten verderbliche Familien gäbe, die zum Untergange derselben geboren seien, so ist diese Familie unserem Deutschland ganz gewiß verhängnisvoll. Ebenda, T. Iii, Cap. Ii, S. 520f. 33c. (1684. Dazu bemerkt Pusendors:) Hippolithus fordert, das österreichische Haus auszurotten und seine Güter zu konfiszieren. Das aber heißt, den Henker und nicht den Arzt spielen. Als ob der sofort den Untergang verdiente, dessen Macht das Mittelmaß überschritten! Doch mögen wir den harten Beschluß vollziehen! Wer aber wird das Beil gegen eine so weite Länderstrecken umfassende Macht schwingen, und wie wichtig ist es für ganz Europa, daß nicht einem oder zweien dieselbe anheimfällt! Ein Teil der deutschen Fürsten ist diesem Hause zugethan; viele haben keinen Haß gegen dasselbe; die übrigen sind der Vernichtung eines solchen Machtkolosses nicht gewachsen. So müssen denn Bundesgenossen herbeigerufen werden, und wer anders, als Frankreich und Schweden! Denn diese betrieben dieses Werk auf alle Weise, als Hippolithus dergleichen schrieb; indem sie vor Unerfahrenen mit großem Beifall sich rühmten, sie würden Deutschland die durch die Österreicher unterdrückte Freiheit bringen. Pusendors, de statu Imp. Germ.. Cap. Viii, Iii. 34. (1684). Es ist . . . zu bemerken, daß die Österreicher ihrer Familie die Kaiserwürde so lange beständig erhalten haben, nicht allein deswegen, weil es kaum irgend ein Haus in Germanien außer diesem gibt, das durch seine eigenen Einkünfte eine so glänzende Stellung repräsentieren kann, sondern auch deshalb, weil sie (die Österreicher) ohne Schwierigkeit einen besonderen Staat bilden könnten, wenn der Fall einträte, daß ein anderer zum Amt des Kaisers berufen würde ... Es würde aber nicht nur den Reichskörper merklich verstümmeln, wenn ein so bedeutendes Stück abgerissen würde, sondern möchte diejenigen auch zu ähnlichen Unternehmungen einladen, welche auf eigenen Füßen stehen zu können sich zutrauten. Ist aber ein Beispiel einmal gegeben, so werden auch schwächere (Reichsglieder) ihrer ungleichen Stellung überdrüssig werden. So würde Deutschland die Gestalt . . . Italiens bekommen . . . Pusendors, de statu Imp. Germ., Cap. Ii, Iv.

5. Vaterländisches Lesebuch für die Evangelische Volksschule Norddeutschlands - S. 492

1868 - Wiesbaden Schleswig Hannover : Schulbuchh. Schulze Jurany & Hensel
492 gegen die ungeheure Uelermacht der Feinde. Am 19. September ließ Waldstein zum letzten Angriff blasen; in gedrängten Haufen zogen seine Scharen auf die Brücke zu und suchten das Thor zu sprengen. Da erkannte Schuht, daß es zum äußersten gekommen sei; er ließ, so wird erzählt, eine Kanone unter das Thor führen, die Thüren öffnen und das Geschütz auf die in dichten Haufen vordringen- den Feinde abfeuern. Ganze Reihen wurden niedergestreckt, aber immer frische Truppen schritten über die Leichen der Ihrigen vor. Als nun der tapfere Schuht die stürmenden Feinde nicht zurückdrängen konnte, gedachte er ruhmvoll zu sterben. Er ließ ein Pulverfaß unter das Thor bringen, setzte sich mit einer brennenden Lunte darauf, zündete es an und sprengte sich und die umstehenden Feinde in die Luft. Durch den Pulverdampf drang jetzt der Feind mit wildem Kriegsgeschrei in die Burg; was sich von derbesatzung auf denhöfen und Wällen befand, ward sogleich niedergehauen; denn Waldstein hatte befohlen, keinem Manne das Leben zu lassen. Im Saal des Schlosses standen die letzten Männer gedrängt zusammen und erwarteten den Tod. Die Feinde drangen ein und metzelten alle nieder. Wäh- rend das ganze Schloß vom Jammergeschrei der Sterbenden widerhallte, saß der furchtbare Waldstein auf der Vordiele und spottete und lachte. — Endlich ward es still im Schlosse, und da gebot er den geschonten Weibern, das Blut ihrer erschlagenen Männer von den Dielen zu waschen; aber diese wollten liebersterben, als sich zu einem solchen Blutdienste verstehen. — Das ganze Schloß wurde aus- geplündert, alle Schätze, die Heinrich Rantzau gesammelt, wurden vernichtet oder weggeschleppt und sind der Nachwelt unwiederbringlich verloren. 17. Herzog Friedrich Iii. von Gottorp. In der ersten Hälfte deö 17. Jahrhunderts sah es traurig aus in unserem Lande: durch die verheerenden Züge Waldstein's und des Schweden Torstenson hatten alle Stände, Adel, Bürger und Bauern, furchtbar gelitten; ganze Strecken Landes waren verödet und unbewohnt, viele Häuser in den Städten leer; Wölfe hausten wieder in den Heiden. Dabei war das Volk verwildert, und immer mehr wich die alte Einfachheit und Reinheit der Sitten. Fürsten und Adel waren dem Laster der Trunkenheit ergeben; die jungen Ritter führten ein wüstes, wildes Leben und verübten gegen die friedlichen Bürger und wehrlosen Landlente schwere Gewaltthaten. Mitten in diesen schlimmen Zeiten herrschte zu Gottorp der Herzog Friedrich Iii., ein milder, wohlthätiger Herr, der keinem Bittenden etwas abschlagen konnte, kein Freund der Gelage und des rohen Trinkens und ein Feind aller Gewaltthätig- keiten. Während seiner ganzen wechselvollen Regierung war er immer bemüht das Wohl des Landes zu heben. An seinem Hofe lebten die bedeutendsten Künstler und Gelehrten und wurden in allen ihren Bestrebungen von ihm gefördert. Der Maler Jurian Ovens ans Tönning schmückte sein Schloß durch herrliche Gemälde. Ein weitberühmter Gärtner, Clodius,' verwandelte die bewaldeten Höhen in der Umgebung des Schlosses in einen prächtigen Park; Adam Olearius sammelte aus des Herzogs Befehl reiche Kunstschätze an; eine große Bibliothek aus den seltensten Büchern und Handschriften war in einer Reihe von gewölbten Zimmern auf- gestellt. Daneben ließ er eine sogenannte Kunstkammer anlegen, worin die wunderbarsten Seltenheiten und Raritäten aus aller Herren Ländern gezeigt wurden. Es fanden sich da Figuren von allerlei Volk in ihren heimischen Trachten, allerlei Arten fremder Thiere, Versteinerungen, Pflanzen und Münzen. In ganz

6. Vaterländisches Lesebuch für die Evangelische Volksschule Norddeutschlands - S. 499

1868 - Wiesbaden Schleswig Hannover : Schulbuchh. Schulze Jurany & Hensel
499 Kunst widme, und Asmus mußte sich ihrem Willen fügen. So kam er in seinem 17. Jahre nach Eckernförde zu einem Weinhändler Namens Bruyn in die Lehre. Obwohl er nur von zartem Körperbau und schwächlicher Gesundheit war, so schickte er sich doch mit unverdrossenem Muthe in seine Lage und verrichtete auch die schwer- sten Arbeiten im Weinkeller nach seinen Kräften. Er hatte den Entschluß gefaßt, seine Neigung zur Kunst zu unterdrücken und sich ganz den Pflichten seines neuen Berufes zu widmen. Aber ein unwiderstehlicher Hang zog ihn bald wieder stärker als je zu ihr zurück. Er fing im Geheimen und mit großem Eifer seine Uebungen wieder an und geizte mit jeder Freistunde, die ihm am Abend nach vollbrachter Arbeit und an Sonn- und Feiertagen vergönnt war oder die er dem Schlafe raubte. Nichts zeigt so sehr seinen festen Entschluß, als daß er von jetzt an nur seine linke Hand zu schweren Arbeiten gebrauchte, um seine rechte für seine Kunst zu schonen. Der Weinhändler war ein freundlicher Mann, und als er mit dem Talent seines Lehrlings bekannt geworden war, feuerte er ihn an seine Kunst fleißig zu üben. Asmus malte seinen Herrn und verschiedene Verwandte desselben, wofür ihm die Hausfrau ein Buch über die Malerei verehrte. Dieses und ein anderes, das er sich in Kiel kaufte, las er mit wahrer Begeisterung immer und immer wieder von Anfang bis zu Ende durch und fühlte in sich bald die Unmög- lichkeit ein Kaufmann zu werden. Aber er wußte nicht, wie er sich aus den Ver- hältnissen losreißen sollte, die ihn fesselten, und lebte in peinlicher Unruhe und weinte oft bittere Thränen über sein widerwärtiges Geschick. So verliefen 5 Lehrjahre, und jetzt sollte er noch 2 Jahre als Küper dienen. Da brachten ihn die Worte eines Advocaten zu einem verzweifelten Entschluß. Er schrieb seinen Vormündern, er wolle nichts mehr vom Weinhandel wissen, riß sich halb gewaltsam von seinem Lehrherrn los, kehrte nach Schleswig zurück und ging im Herbst 1776 nach Kopenhagen, um, wie es ihm auch ergehen möge, noch in seinem 22. Jahre ein Künstler zu werden. Was aus ihm geworden ist trotz Müh und Noth und Nahrungssorgen in seinem vielbewegten Leben? Es zeigt ein Denkmal, welches die deutschen Künstler in St. Jürgen ihm haben setzen lassen. Dem Altmeister deutscher Kunst Asmus Jacobus Carstens die deutsche Kunstgenossenschaft 1865. Er ward geboren den 10. Mai 1754 zu 8t. Jürgen und starb zu Rom den 25. Mai 1798. 21. Mathias Claudius, der Wandsbecker Bote, geb. zu Reinfeld 1740, gest. 1815. In der Nähe von Wandsbeck, einem ländlichen Flecken bei Hamburg, findet der Wanderer mitten im Gehölze einen einfachen, mit Stab, Hut und Tasche ge- zierten Denkstein. Er bezeichnet den Lieblingsplatz des Claudius, des Wands- becker Boten. Manch köstliches Lied und manchen sinnigen Gesang und Spruch hat er dem deutschen Volke aus seiner Botentasche dargebracht, und schnöder Un-

7. Vaterländisches Lesebuch für die Evangelische Volksschule Norddeutschlands - S. 115

1868 - Wiesbaden Schleswig Hannover : Schulbuchh. Schulze Jurany & Hensel
115 177. Billigkeit im Recht. In allen Sachen, sagt Dr. Martinluther, soll man mehr sehen auf die Billigkeit, denn auf gestreng und scharf Recht. Also sagt St. Jacob in seiner Epistel: „Barmherzigkeit erhebt das Gericht.“ (Cap. 2, 13. Die Barmherzigkeit rühmet sich wider das Gericht.) Darum soll man die Billigkeit ansehen und darnach richten, welche das Recht und die Zucht nicht los macht, noch bricht und aufhebt, sondern dieselbe auslegt und lindert nach Ge- legenheit der Umstände, — denn Umstände verändern die Sache, — vornehmlich in den Fällen, davon das Recht insonderheit nichts redet. Doch soll man gleichwohl in solcher Milderung Fleisz zu- setzen , dasz unter solchem Scheine der Billigkeit nicht wider Recht etwas gehandelt werde. Der Richter ist der Vertheile!’, aber nicht der Verthuer des Rechts. Darum soll man mit groszer Vorsichtig- keit und Gottesfurcht und unter fleisziger Anrufung Gottes, unsers Heilands, handeln, nicht unbedächtig und plötzlich bald heraus- fahren und sagen: „Das ist billig und recht“, wie junge, unerfahrene Leute pflegen. Und in den Artikeln des Glaubens und in Gottes Wort, da soll man weder zur Rechten noch zur Linken weichen. 178 Sprichwörter Au Gottes Segen ist alles gelegen. Fromm ans Zwang wahrt nicht lang'. Die Alten zum Rath, die Jungen zur That. Rein und ganz giebt schlechtem Kleide Glanz. Müssiggang ist aller Laster Anfang. Je großer Roth, je näher Gott. Der Horcher an der Wand hört seine eigne Schand'. Gebrauchter Pflug blinkt, stehend Wasser stinkt. Es ist vergeblich, einen Mohren weiß waschen zu wollen. In Wein und Bier ertrinken mehr denn im Wasser. E i n Sperling in der Hand ist besser als zehn auf dem Dache. Der Grapen straft den Kessel, daß er russig ist. Was ein guter Haken werden will, krümmt sich bei Zeiten. Hochmuth kommt vor dem Fall. Wohlschmack bringt Bettelsack. 179. Uralt des Wortes Gottes. In einem Dorfe Vorpommerns starb vor einigen Jahren ein alter Bauersmann, der seine letzten Jahre in dem Hause einer seiner verheiratheten Töchter zugebracht hatte. Gering war die Verlassen- schaft des armen Mannes, aber sie reichte hin, um in den Herzen der beiden Eheleute die Habsucht und den Neid eben so rege zu machen, als ob es sich um Tausende gehandelt hätte. Nur kärglich war ihnen das tägliche Brot zugemessen ; um so lockender war darum die Gelegenheit, von den wenigen Habseligkeiten des Alten S-*'

8. Vaterländisches Lesebuch für die Evangelische Volksschule Norddeutschlands - S. 220

1868 - Wiesbaden Schleswig Hannover : Schulbuchh. Schulze Jurany & Hensel
220 durch eigene Knechte verwalten ließ, dienten dem ganzen Reiche als Muster guter Haus- und Feldwirthschaft. Hier ließ er anwenden, was er von Römern und Slaven, die im Anbau des Bodens den kriegerischen Deutschen überlegen waren, erlernt hatte. Hier ließ er fremde Früchte Pflanzen, fremde Thiere aufziehen und jeden Versuch anstellen, der dem Anbau des ganzen Landes Vortheil gewähren konnte. Er gab den Be- wohnern seiner Pfalzen ein eigenes sehr ausführliches Gesetz, das eine voll- kommene Anweisung zur Landwirthschaft enthält und dem übrigen Volke als Lehrbuch diente. Die Handwerke wurden damals noch von Weibern und Knechten be- sorgt. Karl's eigene Töchter mußten weben und sticken und das Haus- wesen besorgen, wie die Töchter eines wohlhabenden Bauers, und allen Weibern des Landes zum Muster dienen. Jenes Gesetzbuch enthielt auch die Vorschriften für die Handwerker, und man ersieht daraus, wie eifrig Karl bemüht war, was die Römer darin mehr geleistet, den Deutschen zu eigen zu machen. Die vielen Arten von Gewerken, vom Goldarbeitcr bis zum Schuster, zeigen, wie viel damals schon für die Bequemlichkeit und Schönheit des Hauswesens gethan wurde. Schön gewirkte und gestickte Gewänder, bunte Röcke und Fahnen, Schildereien, geschnitztes Tafclwerk, zierliche Möbeln, goldene und silberne, mit Bildwerk ausgelegte Gefäße, prächtige Waffen und Rüstungen, Glasfenster, musikalische Instrumente machten das häusliche, gesellige Leben schon behaglich und prächtig. Die Baukunst war freilich noch am meisten vernachlässigt, da sich die Deutschen noch immer nicht an Städte, nicht einmal an Burgen gewöhnen wollten. Nur der Kaiser selbst baute zu Aachen Paläste, die so etwas Seltnes im Norden waren, daß man sie mit den päbstlichen verglich und Aachen schon das kleine Rom nannte. Auch zu Ingelheim am Rhein baute sich Karl einen heitern Palast, von dessen schlanken Säulen einige noch an dem alten Brunnen im Hofe des Heidelberger Schlosses erhalten sind. — Karl soll unter anderen Kostbarkeiten einen goldenen und drei silberne Tische gehabt haben. Auf den drei letzten: war Alt-Rom, Neu-Rom und der Erdkreis abgebildet. In seinem häuslichen Leben zeigte der Kaiser Heiterkeit und gute Laune; gern suchte er durch einen guten Scherz auf seine Umgebung zu wirken. Als seine Franken in Italien einmal an einem kalten Regentage mit kostbaren Gewändern bunt geschmückt zu einer Jagd kamen, führte er, in einen Schafpelz gekleidet, sie während eines argen Unwetters durch Dornen und Dickicht, wobei ihnen die dünnen Kleider zersetzt wurden und im Wasser kläglich zusammenschrumpften. Dann befahl er, daß jeder am nächsten Tage in demselben Rock wieder vor ihm erscheine, und da nun alle aus- sahen wie Vogelscheuchen, ließ er seinen Schafpelz hereinbringen, zeigte ihnen, wie weiß und unzerrissen die Hülle sei, die er am Regentage getragen hatte, und hielt ihnen eine wirksame Strasrede. Wenn er nicht im Felde war, lebte er meistens mit seiner Familie. Er aß mit Frau und Kindern zusammen und führte sie aus jeder Reise

9. Vaterländisches Lesebuch für die Evangelische Volksschule Norddeutschlands - S. 207

1868 - Wiesbaden Schleswig Hannover : Schulbuchh. Schulze Jurany & Hensel
Aus der Geschichte. 1. Die Deutschen um die Zeit von Christi Geburt. *eber Sinnesart, Lebensweise und Sitten unserer Vorfahren vor 18—19 Jahrhunderten haben wir von ihnen selbst keine Berichte, denn sie konnten weder lesen noch schreiben; aber die Römer, welche damals auf der Höhe ihrer Macht und Bildung standen, drangen von dem eroberten Gallien (jetzt Frankreich) aus häufig in Deutschland ein, und da sic also vielfach in friedliche oder in feindliche Berührung mit den Bewohnern desselben geriethen, so hatten sie Gelegenheit genug, die Germanen, wie sic sie nannten, kennen zu lernen. Sie betrachteten das rohe Naturvolk mit einem aus Furcht und Bewunderung gemischten Gefühl, und so kam es, daß ihre Schriftsteller demselben bald eine ganz besondere Beachtung widmeten. Das Land war damals größtentheils noch mit Urwald bedeckt, doch hatte die Axt schon begonnen, wette Flächen urbar zu machen. Im Dickicht der Wälder häuften Auerochsen, Elennthiere, Bären, Eber, Wölfe und zahl- loses Hochwild. Städte gab es nirgends, auch nicht gebahnte Wege und Brücken. Die Bewohner des Landes waren vor allen Völkern ausgezeichnet durch ihre blauen Augen, ihr röthlich gelbes Haar und ihren riesenhaften Wuchs: sie sollen durchweg sieben Fuß hoch gewesen sein. Eine unbändige Kraft lebte in ihnen. Uebermüthig wie Knaben fuhren sic auf ihren Holz- schilden die beeisten Abhänge der Berge herab, über sechs Rosse hinweg- springen zu können war ihnen ein hoher Ruhm, und die größte Kricgsehrc sahen sie darin, mit der Faust die Stärksten erlegt zu haben. Daher be- seelte sic ein stolzes Unabhängigkeitsgefühl: niemandem zu gehorchen, keines andern zu bedürfen, ganz auf sich allein angewiesen zu sein, war ihnen die größte Lebensfreude. Namentlich im Norden mieden sie cs deshalb, gesellig in Dörfern zu wohnen; am liebsten häufte jede Familie für sich auf dem einsamen Gehöft, umgeben von ihren Wiesen, Aeckern und Wäldern. Wo sie aber, wie es weiter im Süden mannigfach vorkam, in Dörfern wohnten, da besaß jeder Grundbesitzer als freies Eigenthum nur Haus, Hof, den umzäunten Garten und seine Herde, dagegen waren Wald, Weide und Acker- flur Eigenthum der ganzen Dorfgemeinde, und der Einzelne hatte nur das Recht, in Gemeinschaft mit seinen Flurgenoffen sie zu benutzen. Aber dies

10. Vaterländisches Lesebuch für die Evangelische Volksschule Norddeutschlands - S. 230

1868 - Wiesbaden Schleswig Hannover : Schulbuchh. Schulze Jurany & Hensel
230 andere Lasten abkaufen ließ. Viel Leben ist durch die Kreuzzüge geweckt worden, welches spater eine Reformation der ins Verderben gerathenen Kirche herbeiführen half. 9. Friedrich I., genannt Barbarossa. In der Mitte des schwäbischen Landes, fast gleich weit vom Rhein, vom Lech und vom Bodensee entfernt, erbebt sich der hohe Staufen, ein kegelförmiger Berg. Hier stand einst die Stammburg eines berühmten deutschen Kaiserhauses, das den Namen „die Hohenstaufen" führt. Jetzt sind die Trümmer der alten Heldenburg mit Gras und Disteln überwachsen. Im Bauernkriege (1525) wurde von der Burg verbrannt, was verbrennlich war. Nach und nack sind auch die Ringmauern, die festen Thürme und die Thore niedergerissen und verfallen. Kaiser Konrad war der erste aus dem Hause der Hohenstaufen, der die Kaiserkrone trug. — Nach seinem Tode wählten die deutschen Fürsten einstimmig unter dem lauten Zurufe des Volkes den Herzog Friedrich von Schwaben aus demselben Geschlecht. Fünf Tage nach der Wahl krönte ihn der Erzbischof von Cöln zu Aachen. Friedrich stand im cinunddreißigsten Jahre, als er den.thron bestieg (1152). Er war von mittlerer Größe und wohlgebaut, sein Haar blond, kurz abgeschnitten und nur aus der Stirn gekräuselt, seine Haut weiß, seine Wangen roth und sein Bart röthlich, weshalb die Italiener ihn Barbarossa nannten. Er hatte schöne Zähne, feine Lippen, blaue Augen, einen hei- teren, aber durchdringenden und der inneren Kraft sich gleichsam bewußten Blick. Sein Gang war fest, die Stimme rein, der Anstand männlich und würdevoll, die Kleidung weder gesucht noch nachlässig. Keinem stand er auf der Jagd und in Leibesübungen nach, keinem an Heiterkeit bei Festen; nie aber durfte der Aufwand in übermäßige Pracht, nie die gesellige Lust in Völlerei ausarten. Seine Kenntnisse konnten in jener Zeit, zumal bei der mehr weltlichen Richtung seines Lebens, nicht umfassend sein; doch ver- stand er lateinisch und las gern und fleißig die römischen Schriftsteller. Un- geachtet großen Feldherrntalentes sah er im Kriege immer nur ein Mittel für den höheren Zweck, den Frieden. Furchtbar und streng zeigte er sich gegen Widerstrebende, versöhnlich gegen Reuige, herablassend gegen die Seinen, doch verlor er weder in der Freude noch im Schmerze jemals Würde und Haltung. Selten trog ihn sein Urtheil, fast nie sein Gedächtniß. Gern hörte er Rath; die Entscheidung aber kam, wie es dem Herrscher gebührt, stets von ihm selbst. Andächtig an heiliger Stätte und ehrfurchtsvoll gegen Geistliche als Verkünder des göttlichen Wortes, verstand er boch, den über- triebenen Forderungen der Kirche mit Nachdruck entgegenzutreten. Rück- sichtslos die Gesetze vollziehen, hielt er für die erste Pflicht des Fürsten; ihnen unbedingtzu gehorchen, für die erste des Unterthans. Ueberall unter- nahm er nur das, was nach seiner Ueberzeugung dem Recht und den Gesetzen gemäß war, und gern blickte er dabei auf große Vorbilder früherer Zeiten
   bis 10 von 113 weiter»  »»
113 Seiten  
CSV-Datei Exportieren: von 113 Ergebnissen - Start bei:
Normalisierte Texte aller aktuellen Treffer
Auswahl:
Filter:

TM Hauptwörter (50)50

# Name Treffer  
0 1
1 4
2 2
3 6
4 12
5 10
6 1
7 0
8 0
9 1
10 73
11 0
12 0
13 0
14 0
15 0
16 6
17 0
18 0
19 0
20 1
21 0
22 1
23 1
24 1
25 3
26 25
27 6
28 2
29 0
30 0
31 1
32 3
33 17
34 2
35 1
36 5
37 34
38 3
39 7
40 1
41 1
42 8
43 4
44 0
45 26
46 17
47 9
48 6
49 0

TM Hauptwörter (100)100

# Name Treffer  
0 11
1 279
2 0
3 76
4 58
5 11
6 54
7 166
8 60
9 157
10 33
11 53
12 51
13 60
14 0
15 15
16 380
17 1335
18 14
19 129
20 60
21 115
22 29
23 221
24 30
25 82
26 111
27 14
28 101
29 68
30 24
31 1
32 63
33 10
34 87
35 33
36 156
37 274
38 70
39 178
40 50
41 258
42 87
43 93
44 67
45 311
46 62
47 9
48 29
49 21
50 22
51 34
52 126
53 64
54 159
55 9
56 377
57 85
58 121
59 142
60 215
61 17
62 9
63 16
64 27
65 192
66 635
67 66
68 767
69 236
70 36
71 113
72 257
73 204
74 87
75 164
76 94
77 346
78 25
79 64
80 36
81 37
82 240
83 452
84 120
85 105
86 283
87 214
88 15
89 8
90 133
91 94
92 867
93 2
94 433
95 42
96 74
97 10
98 503
99 8

TM Hauptwörter (200)200

# Name Treffer  
0 0
1 0
2 1
3 1
4 1
5 4
6 1
7 0
8 0
9 1
10 3
11 0
12 2
13 2
14 0
15 0
16 1
17 0
18 2
19 3
20 0
21 0
22 0
23 0
24 0
25 1
26 2
27 0
28 0
29 2
30 1
31 1
32 0
33 32
34 2
35 0
36 0
37 0
38 1
39 4
40 3
41 4
42 0
43 8
44 0
45 0
46 0
47 0
48 1
49 1
50 2
51 2
52 4
53 0
54 4
55 3
56 7
57 1
58 2
59 9
60 3
61 5
62 7
63 0
64 10
65 6
66 0
67 0
68 0
69 8
70 0
71 1
72 4
73 0
74 1
75 0
76 0
77 9
78 0
79 0
80 15
81 20
82 5
83 0
84 0
85 0
86 1
87 0
88 0
89 0
90 0
91 2
92 7
93 0
94 0
95 0
96 0
97 10
98 0
99 8
100 15
101 0
102 2
103 0
104 0
105 2
106 4
107 0
108 0
109 0
110 1
111 5
112 11
113 0
114 3
115 0
116 1
117 0
118 0
119 0
120 1
121 4
122 1
123 5
124 0
125 1
126 0
127 6
128 0
129 0
130 0
131 1
132 5
133 1
134 0
135 0
136 12
137 0
138 0
139 0
140 0
141 0
142 4
143 3
144 0
145 19
146 0
147 1
148 1
149 0
150 2
151 9
152 7
153 0
154 7
155 3
156 4
157 3
158 1
159 1
160 0
161 2
162 0
163 0
164 0
165 3
166 47
167 1
168 1
169 0
170 0
171 11
172 1
173 5
174 0
175 9
176 0
177 18
178 0
179 7
180 0
181 0
182 7
183 17
184 1
185 2
186 0
187 1
188 0
189 0
190 0
191 4
192 3
193 0
194 1
195 0
196 4
197 0
198 2
199 5